„In
Verfolgung seines Auftrages, über Olginskaja vorgehend, mit dem I. Bataillon
zusammen Bataisk anzugreifen, hatte das verstärkte III. Bataillon am 9. Mai
Aksaiskaja erreicht und war in der Nacht auf Dampfer und Fähre über den Don
gesetzt; ½ III. Bataillon Landw.-Inf.-Reg. 121 und 6./L.-F.A. 1* waren schon
nach Olginskaja voraus-gesandt. Um 8.50 Uhr vormittags marschierte das Bataillon
vor und nahm nach Über-schreitung eines 100 Meter weit hüfttief unter Wasser
stehenden Sumpfgebietes um 11 Uhr vormittags die Verbindung mit dem III.
Bataillon Landw.-Inf.-Reg. 121 auf. Die Reihenfolge beim Vormarsch war: Vorhut
10. Kompagnie mit zwei M.-G. 08; Gros 12., 11. Kompagnie, 3. M.-G.-Kompagnie,
Minenwerferabteilung, 9. Kompagnie, 6./L.-F.-A. 1. Die Bagage folgte mit 800
Meter Abstand. Um 1 Uhr nachmittags meldete der mit acht Ulanen zur Erkundung
vorausgesandte Leutnant Hofmann, daß er aus dem Meier-hof und von den Erdhügeln
Gewehr- und M.-G.-Feuer erhalten und Reiter gesehen habe. Bald darauf erhielt
auch die Kolonne beim Vormarsch wirkungsloses Artilleriefeuer aus Stadt und
Bahnhof Bataisk; unsere 6./L.-F.-A. 1, später verstärkt durch 3./L.-F.-A. 1,
brachte die feindliche Batterie bald zum Schweigen und Abzug, auch schoß sie am
Bahnhof einen abfahrenden Zug in Brand. Das Bataillon ging entfaltet bis in Höhe
Meierhof vor und von dort 5 Uhr nachmittags mit drei entwickelten Kompagnien
weiter in Richtung des Bahnhofes von Bataisk. Zwischen Bahnhof und Höhenzug
südlich davon war lebhafter Zugverkehr, auch mit vier Panzerzügen zu
beobachten, welch letztere wirkungsloses Schrapnellfeuer abgaben. Auch begann
die feindliche Artillerie in der Stadt wieder zu feuern. Auf die Meldung einer
inzwischen vorgesandten Kavalleriepatrouille, daß sie unbeschossen den Ostrand
von Bataisk betreten habe, ging das Bataillon mit der 12., 11. und 10.
Kompagnie und je zwei M.-G. 08 in vorderer Linie zum Angriff vor. Verlockend
erschien dies, da der Gegner möglicherweise abzog und man ihn noch vor
Dunkelwerden fassen wollte.
Unsere
Bewegungen und Stärke wurden in dem deckungslosen Gelände unschwer erkannt,
zumal von den Türmen in Bataisk. Als die Schützen sich bis auf 800 Meter dem
Bahndamm genähert hatten, schlug ihnen von dem bis dahin unsichtbaren Gegner
plötzlich lebhaftes und andauerndes M.-G.- und Gewehrfeuer frontal vom Bahnhof,
rechts flankierend aus der Stadt und links flankierend vom Bahndamm entgegen.
Um 6.20 Uhr abends verstärkte der Gegner sich in der Front und auf beiden
Flügeln und ging zum umfassenden Angriff vor. In der Front und am rechten
Flügel hielten 11. und 12. Kompagnie ihn nieder, besonders die wackeren M.-G.
08, wobei 12. Kompagnie geschickt zurückbog. An seinem rechten Flügel holten
feindliche Infanterie und etwa 200 Reiter auf 2500 Meter Entfernung so
umfassend aus, daß diese Bewegung nicht verhindert werden konnte. Jedoch unsere
Artillerie hatte nicht mehr genügend Munition, sie nahm Stellungswechsel nach
Meierhof vor; auch der Druck auf den linken Flügel und die Flanke des
Bataillons wurde fühlbar und verstärkte sich so, daß 10. und 11. Kompagnie eine
neue Front einige hundert Meter rückwärts bildeten. Der Gegner arbeitete sich
in Stärke von 1500 Mann in mehreren Linien gegen den linken Flügel des
Bataillons heran und ging 8 Uhr abends zum Angriff vor. In dieser gefährlichen
Lage setzte Hauptmann Haas mit seiner 9. Kompagnie zum Gegenstoß an und
schaffte Luft. Das gab wieder Mut und Selbstvertrauen. 10. Kompagnie und Teile
der 11. Kompagnie schlossen sich tapfer an und unter Hurra mit gefälltem Gewehr
wurde der Gegner mit schweren Verlusten zurückgeworfen. Inzwischen war es Nacht
geworden; die Gefahr erneuten umfassenden Angriffes schien noch möglich. Mit
unserer Artillerie fehlte jede Verbindung; der Gegner in der Front war nicht
sturmreif, da seine M.-G. wegen schlechter Beobachtung nicht niedergekämpft
waren. Der Bataillonskommandeur, Ritt-meister Frhr. v. Crailsheim, nahm deshalb
sein Bataillon bis in Höhe des Meierhofes zurück. Dort traf um 5 Uhr vormittags
Major v. Sternenfels mit 1½ Kompagnien des III. Bataillons Landw.-Inf.-Reg. 121
und der 5./L.-F.-A. 1 zur Verstärkung ein. Doch die Ermüdung nach vier Tagen
angestrengten Marsch- und Gefechtsdienstes ohne viel Nachtruhe erforderte ihr
Recht; auch setzte in der Nacht Regen mit Kälte und Sturm ein. So gingen die
Truppen nach Verbringung der Nacht auf dem Gefechtsfeld zur Wieder-herstellung
der Kampfkraft nach Olginskaja in Unterkunft zurück.
Die
eigenen Verluste betrugen 12 Tote, 34 Verwundete (darunter Leutnant d. R.
Dettinger und Ruf) und 6 Vermißte. Die 3. und 6./L.-F.-A. 1 hatten 10
Verwundete, darunter Major d. L. Villinger, Leutnant d. R. Heckel, Maier,
Ehrlenspiel und Neuffer.“
aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment
Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922
*L.-F.-A. 1: Württembergisches Landwehr-Feldartillerie-Regiment Nr. 1
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