„Am
30. Mai 7 Uhr vormittags wurde die östlich an Marais anschließende
Baslieux-Ferme nach nur halbstündiger Feuervorbereitung durch einen schneidigen
Angriff des Bataillons von Hartlieb genommen und ein Brückenkopf über die Vesle
vorgetrieben. Nachmittags traf der Befehl ein: „Das Infanterie-Regiment Nr. 127
geht links von der 213. Infanterie-Division sofort auf Champigny, westlich
Reims, vor und setzt sich in Besitz des Dorfes.“ Das I. Bataillon trat den
Vormarsch über Merfy an, überschritt mit einer Begleitbatterie und einer
Kompagnie der Maschinengewehr-Scharfschützen Abt. 78 bei Macomühle die Vesle.
Das II. Bataillon sammelte bei Marais und folgte, nach-dem der dortige Übergang
durch Pioniere wiederhergestellt war, links gestaffelt dem I. Bataillon,
während das III. Bataillon als Regimentsreserve bei Schloß Marais blieb.
Nach
kurzer Feuervorbereitung durch zwei 21 cm-Batterien und eine 10 cm-Batterie
trat das I. Bataillon um 9.30 Uhr abends zum Sturm auf Champigny an, wirksam
unterstützt vom Feuer eines Begleitzuges, den der Regimentskommandeur
persönlich hinter der Parkmauer von Marais in Stellung gebracht hatte. Um 10
Uhr abends war das Dorf mit viel Kriegsmaterial genommen. Neuer schwäbischer
Waffenruhm knüpft sich an den alten Namen. Würdig der Väter, die bei
Champigny-Paris am 30. November 1870 ge-blutet haben, fochten die Söhne am 30.
Mai 1918 bei Champigny-Reims. Aber noch harrte die schwerste Aufgabe, die
Wegnahme des das Dorf beherrschenden Petersberges, eines fast baumlosen, etwa
50 Meter aus der Ebene frei aufsteigenden, mit einem Stein-denkmal gekrönten
Hügels, den der Gegner aufs stärkste zur Verteidigung eingerichtet hatte. Der
Angriff gestaltete sich äußerst schwierig. Maschinengewehrfeuer aus dem
Veslegrund und den Unterständen auf der Höhe machten das Vordringen lange Zeit
unmöglich. Bei schneidiger Erkundung dieser Maschinengewehr-Nester, die vorher
unschädlich gemacht werden mußten, wurde der tapfere Leutnant d. R. Rueff, der
sich schon tags zuvor bei der Wegnahme von Baslieux-Ferme ausgezeichnet hatte,
schwer verwundet.- Die erkannten Stützpunkte ließ der Regimentskommandeur vom
Schloß-park von Champigny aus durch Artillerie unter Feuer nehmen. Wetteifernd
schossen die schweren und leichten Batterien der Untergruppe Stälin unmittelbar
vor die Stoßtrupps, die dem Bataillon von Gültlingen den Weg bahnten. Der
Franzose wehrte sich hart-näckig. Aber nun packten das I. und II. Bataillon mit
festem Griff zu und nahmen den Petersberg und das vor den Toren von Reims
gelegene Dorf Tinqueux. Leutnant Hugendubel hatte mit einem Stoßtrupp der 2.
Kompagnie als erster den Petersberg erreicht. Die Wegnahme des Dorfes Tinqueux,
wobei etwa 30 Schwarze fielen, war das Verdienst der 6. Kompagnie unter
Leutnant d. R. Batzill.“
aus: „Das neunte Württembergische Infanterie-Regiment
Nr. 127 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920
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