„Auch
wenn wir völlig ahnungslos über die Art unserer Verwendung angekommen wären,
hätten wir bald genug entdeckt, daß es sich hier nur um Stellungskrieg handeln
konnte. Für einen Angriff hätte es zum mindesten ganz umfangreicher
Vorbereitungen bedurft, von denen hier nichts zu entdecken war. Außerdem war
man allgemein daran, durch Anlage von Stollen sich für Verteidigungskämpfe
einzurichten. Damit waren allerdings unsere Vorgänger nicht sehr weit gekommen.
Der häufige Wechsel der Truppen mochte daran schuld sein. Die Aussicht auf
baldige Ablösung wirkte bekannt-lich auf nichts so lähmend ein wie gerade auf
den Stellungsbau.
Unsere
Tätigkeit beschränkte sich in der ersten Zeit auf Störungsfeuer. Dies entsprach
genau der vom Feind befolgten Kriegführung. Ein Unterschied ließ sich dabei
bald feststellen, daß nämlich bei uns wieder einmal an Munition gespart werden
mußte. Der Engländer dagegen brauchte auf seine Munitionsstapel keine Rücksicht
zu nehmen und legte seiner Schießleidenschaft keine Zügel an. Ein bedauernswertes
Opfer seines Feuers war Albert. Fast täglich konnte man an der schönen Stadt neue Spuren feststel-len,
und die Kathedrale bot schließlich ein trauriges Bild, das sich jedem von uns
fest ins Gedächtnis einprägte.
Dabei
kamen unsere Batteriestellungen in keiner Weise zu kurz. Ihre Lage, fast
aus-nahmslos an den Westhängen der großen Mulden, waren von den feindlichen
Fliegern ziemlich genau festgestellt. Erst begnügte sich der Feind damit, durch
einzelne Schüsse die Ruhe der Batterien zu stören. Aber bald war ihm dieses
Mittel zu gering. Nun nahm er sich die einzelnen Stellungen allein vor und
beschoß eine nach der andern planmäßig. Es war leicht vorauszusehen, daß dies
auf die Dauer nicht auszuhalten war. Darum griff man bei uns zu einem unserer besten
Mittel, zum Gas.“
aus: „Das Württ. Feld-Artillerie-Regiment
Nr. 238 früher Württ. Ersatz-Feld-Artillerie-Regiment Nr. 65 im Weltkrieg
1914–1918“ Stuttgart, 1921
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