„Am
17. Mai wuchs wieder die Spannung. Man hatte in Erfahrung gebracht, daß am 19.
ein größerer Angriff geplant sei. Demnach war alles in höchster
Gefechtsbereitschaft.
Soeben
hatte man abgelöst. III. Bataillon war vorne, I. in Bereitschaft, das hieß aber
damals nichts anderes als vorne, denn 1. Kompagnie lag am Bahndamm, 2. im Ort
und 3. und 4. standen an der Stra0e Méaulte – Morlancourt. Lauter Stellen, die
unter stärks-tem Beschuß lagen. Am Abend des folgenden Tages wurde auch noch das
II. Bataillon herangezogen. Die 4. Kompagnie diente in Dernancourt zu weiterer
Verstärkung. Ihre Stelle übernahm die 8. Kompagnie.
In
unbehaglicher Erwartung sahen wir diesmal dem Pfingsttage entgegen. Gegen 3 Uhr
morgens begann links lebhaftes Feuer, das den Charakter von Trommelfeuer hatte.
Rote Leuchtkugeln stiegen hoch. Auch im Aveluywald schien ein Angriff vor sich
zu gehen. Gegen unsern Abschnitt fühlten Patrouillen vor, wurden aber
vertrieben. Die 9. Kom-pagnie (am linken Flügel) beobachtete eine stärkere
englische Schützenlinie in der Gegend unserer früheren Besetzung nördlich Ville
sur Ancre. Sie eröffnete darauf das Feuer. Da verschwanden die Tommys.
Gegen
Morgen trafen Gerüchte ein, Ville sur Ancre sei vom Gegner genommen. Sofort
sandte das I. Bataillon Erkundungspatrouillen aus und erfuhr danach etwa
folgende Lage: Das Reg. 184 hatte tatsächlich die Ortschaft verloren und saß
nun mit seinen Überbleibseln in der Gegend nördlich Morlancourt und in diesem
Ort. Zwischen dem rechten Flügel von 184 und dem linken vom III. Bataillon an
der Mühle klaffte eine breite Lücke von wenigstens 700 Meter.
Diese
mußte geschlossen werden. Zuerst rückte 3. Kompagnie unter Leutnant Berger im
Anschluß an Morlancourt vor, später wurde rechts davon die 6. eingesetzt unter
Leut-nant Würth. Patrouillen beider Kompagnien stellten bald fest, daß die
Engländer nur den westlichen Teil des Ortes und den Hohlweg südlich davon
besetzt hatten. Das Reg. 184 wußte nicht recht Bescheid über die Lage. Bei
Nacht rückte auch noch 5. und 7. Kompagnie hinter 3. und 6., und nun wurde
Verbindung zwischen Morlancourt und der Ancremühle hergestellt. Damit war die
größte Gefahr vorbei. Der Gegner, der sich ver-hältnismäßig ruhig verhielt,
schien auch gar nicht die Absicht zu haben, weiter vorzu-dringen.“
aus: „Das Württembergische
Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924
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