„Der
Zustand der Stellung war im allgemeinen gut, die Kampf- und Laufgräben waren
jedoch zu eng und zu tief. Die Hindernisse waren breit und überall vorhanden.
Stollen und Unterstände waren zahlreich, sodaß die Besatzung gut untergebracht
werden konnte. Jeder Bataillons-Abschnitt hatte eine eingebaute Küche, die
Bataillone konnten daher warm verpflegen, ohne die Feldküchen in Anspruch zu
nehmen.
Was
die Verpflegung betraf, so konnte man darüber berechtigt Klage führen. Wir
befanden uns damals in dem bekannten Rüben-Winter. Rüben gab es damals in jeder
Form, als Suppe, anstatt Fleisch, in Form von Marmelade zum Brot. Auch aus
gedörrten Kartoffelschalen wurde Suppe gemacht. Die Brotrationen wurden stark
herabgesetzt. Mit Grausen denkt man heute noch an die Suppe, welche der
Soldatenwitz mit „Ulanenhäcksel, Drahtverhau“ usw. bezeichnete. Da die Stellung
als ruhig galt, gab es keine Kampfzulage. Zur Verbesserung der Kost wurde Jagd
gemacht auf die zahlreich vorhandenen Karnickel. Auch Krähen wurden abgekocht,
deren Fleisch aber nie weich wurde. Schmackhafter waren Teile von gefallenen
Pferden. Die Ochsen, welche die Kleinbahnwagen zogen, kamen auffallend oft in
„schweres feindliches Feuer“ und mußten verwundet von der Truppe abgeschlachtet
werden. Viele Offiziere hatten damals noch Hunde, der Bestand an solchen
verminderte sich aber zusehends. Selbst der Hund des Divisions-Kommandeurs
wurde seiner Bestimmung als „Kochgeschirr-Aspirant“ zugeführt. Trotz eifrigem
Suchen auf Divisions-Befehl hin, kam er nicht wieder zum Vorschein. Er war den
Weg allen Fleisches gegangen. Um das Essen schmackhafter zu machen wurden die
Kompagnie-Köche zu Kochkursen kommandiert. Aber auch nach diesen Kursen blieben
Rüben eben Rüben. In der Kantine konnte man außer Kunsthonig auch nichts mehr
kaufen, und so war der Hunger nicht mehr abzuleugnen. Die fetten Suppen in
Flandern mit den vielen Fettaugen waren nur noch in der Erinnerung und in den
Träumen vorhanden.
Die
Kampftätigkeit war gering. Die gegenüber liegenden Franzosen schienen auch
abgekämpft zu sein. Der Dienst bestand fast nur in Wach- und Arbeitsdienst.
Auch die Artillerie hielt sich sehr zurück. Die Bataillone blieben jeweils 16
Tage in Stellung, um dann 8 Tage ins Ruhelager zu kommen. Der in Saarburg
begonnene Maschinengewehr-Kurs für Infanteristen wurde im Grenadier-Lager
fortgesetzt.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 246 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1931
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