Donnerstag, 2. März 2017

2. März 1917


„Die infanteristische Tätigkeit war auf beiden Seiten gering. Das nächtliche Streufeuer gab es nicht mehr. Mit Gewehren und Maschinengewehren wurde nur geschossen, wenn zufällig ein Ziel sichtbar war. Recht häufig machten aber die Franzosen Überfälle mit kleinen Flügelminen, die gelegentlich Verluste verursachten. Wir setzten dem unsere Granatwerfer entgegen, deren es 32 im Regimentsabschnitt gab. Zeitweise warf der Gegner auch große Flügelminen herüber, deren Wirkung etwa der eines 15-cm-Geschos-ses entsprach. Sie taten aber nicht viel Schaden.
Die feindliche Artillerie entwickelte von Mitte Februar ab eine wachsende Tätigkeit. Ihr Feuer lag meist auf dem Hauptriegel und auf den dahinführenden Gräben, von denen der Prinz-Oskar-Weg ungangbar geschossen wurde. Am meisten lag aber die Tunnelgegend unter Feuer. Die dort stehenden Batterien und der Regimentsgefechtsstand bekamen fast täglich ihren Segen. Die Verluste hielten sich jedoch in sehr mäßigen Grenzen.
Es wäre also im ganzen in der Champagne recht erträglich gewesen, aber der Winter 1916/17 war bekanntlich der „Rübenwinter“. Die Verpflegung war beängstigend knapp und teilweise auch schlecht. Die Leute mußten tatsächlich Hunger leiden, und das ist das Allerschlimmste, was es für die Stimmung geben kann. Es geschah von seiten der Bataillone alles nur Denkbare. Man kniete der Intendantur so hart auf der Seele, als es möglich war. Aufs peinlichste wurde alles rationiert und jedem seine Verpflegung gleichmäßig abgewogen. Im Frankfurter Lager wurde ein Kochkurs abgehalten, so daß die Kompagnieköche es lernten, aus Wenigem mit Hilfe der Kochkunst etwas Anseh-liches zu machen. Von Zeit zu Zeit konnten aus Kantinemitteln besondere Leckerbissen geliefert werden. Aber die Klagen betreffs der Verpflegung wollten nicht weichen. Es war nur gut, daß die Offiziere es nicht besser hatten als der Mann. Ja, manche Leute lebten nicht schlecht. Viele bekamen doch aus der Heimat ihre regelmäßigen „Päckle“. Das gab dann aber wieder zu Mißstimmungen innerhalb der Kompagnien Anlaß, beson-ders da in der Zeit der größten Not auch eine besonders hohe Arbeitsleistung gefordert werden mußte.“



aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924

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