Donnerstag, 21. September 2017

21. September 1917


„Auf Posten standen neben unseren altbewährten Wehrmännern grauhaarige Rekruten (Landsturmpflichtige). Neu war die unheimliche Nähe des Gegners in einem zerklüf-teten, unübersichtlichen Gelände; unheimlich waren vor allem die großen Sprengtrichter mit den beiderseitigen Trichterposten. Was macht der Gegenspieler? Wirft er uns im nächsten Moment seine Eiseneier ins Nest, lauert er mit dem Zielfernrohrgewehr, macht sich ein feindlicher Stoßtrupp zum Sprung fertig, oder fliegen wir plötzlich in die Luft? Nichts von alledem geschah. Der erbitterte tägliche Kleinkrieg der ersten Kriegsjahre war verebbt, mit Recht, denn die Verluste dabei waren beiderseits ziemlich gleich. Das stille Einvernehmen bedeutete nicht ein Nachlassen des Kampfesmutes. Wenn es galt, dann haben unsere Leute alle Kampfmittel energisch verwendet. Zu einer Verbrüderung mit dem Gegner kam es bei uns nirgends, obwohl Gelegenheit dazu vorhanden war. Beispiel: Ein mutiger Gefreiter meines Zuges stellte sich am hellen Tag auf den Schützentritt beim großen Trichter und beschaute sich die feindliche Stellung, da mahnte ihn der feindliche Trichterposten mit Steinwürfen, daß er sich besser in Acht nehmen solle.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

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