Donnerstag, 28. Mai 2015

28. Mai 1915


„Laut Divisionsbefehl vom 26. Mai hatte das Regiment 246 die vom Regiment 247 besetzte Stellung nördlich der Bellewaarde-Ferme zu übernehmen und in der Nacht vom 27./28. Mai zu besetzen.
Bellewaarde-Ferme, eine neue Bezeichnung. Niemand dachte daran, daß dieser Name neben Becelaere beim alten 246er die Bedeutung eines Regimentsheiligtums erhalten würde. Die Bellewaarde-Ferme war das eigentliche Wahrzeichen der neuen Stellung, für Monate wurde sie die zweite Heimat des Regiments. In beherrschender Lage auf Höhe 44 gelegen, hatte man von dort aus im Westen einen herrlichen Blick auf Ypern, im Süden auf die prachtvollen eigenartigen Schönheiten des Bellewaardesees und auf Schloß, Park und Ortschaft Hooge.
Die drei mächtigen Gebäude, der gepflegte Garten, die Pappelreihen östlich der Ferme zeigten trotz der bereits sichtbaren Beschädigungen und Zerstörungen des Krieges den einstigen Wohlstand und die geschwundene Behaglichkeit ihrer geflüchteten Bewohner. Vor unseren Augen verwandelte sich der Gutshof im Laufe der Zeit unter dem feindlichen Feuer in einen wüsten Trümmerhaufen. Aber in unseren Herzen wuchs gleichzeitig eine verhaltene Liebe und scheue Pietät zu diesem Stück Regiments-geschichte. Viel edles Blut vergoß der 246er in den folgenden Monaten um den Besitz der Ferme, manches teure Leben hauchte auf dem Grund und Boden dort aus. Am 27. Mai mit Einbruch der Dunkelheit übernahm das Bataillon die vordere Linie des bisherigen Abschnittes des Regiments 247.
In den Vormittagsstunden des 28. Mai löste das I. Bataillon die Reserve im Haanebeek-grunde ab. Gleichen Tages mit Einbruch der Dunkelheit bezog das II. Bataillon die Bereitschaft bei Gehöft 400 Meter nördlich Etange de Bellewaarde (Gutscherhaus).“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 246“ Stuttgart, 1931

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