Samstag, 9. Mai 2015

9. Mai 1915


Ersatz-Reservist Eugen Mangold
XIV. Res.-Armeek. 54. Res.-Div., Inf.-Regt. 247, 3. Komp.,
gefallen 9. Mai 1915.
Der am 18. September 1887 in Menisweiler O.-A. Waldsee als Sohn der gestorbenen Schuhmachers-Eheleute Martin und Anna Mangold geborene Fräser Eugen Mangold arbeitete nach Schulentlassung in der Landwirtschaft. Später trat er in die hiesige Maschinenfabrik ein, vorwiegend in der Fräserei verwendet. Verheiratet seit 1912 mit Maria Doster aus Baindt, lebte er mit dieser in glücklicher Ehe. Mit dem 3. Mobilmachungstag mußte er sich in Ulm stellen, erkrankte nach 4 Wochen und wurde hierher entlassen. Bald wieder zum Garnisonsdienst eingezogen, rückte er vor Weihnachten 1914 ins Feld, kämpfte in Flandern und fiel am 9. Mai 1915 bei Ypern. Bei Molenhoek fand er seine letzte Ruhestätte. Die Witwe und ihr Kind – wohnhaft Sterngasse 7 hier – beklagen den frühen Tod des treuen Vaters und Ernährers.“

aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920

„In der Frühe des 9. Mai besetzte das I. Bataillon die geräumte englische Stellung und ging darüber hinaus vor bis in das viereckige Waldstück, etwa 800 Meter südwestlich von Arrêt, das „Kanadierwäldchen“ getauft wurde. Weiter links wurde das sog. Klavierhaus besetzt. Das darin gefundene Klavier wurde später wohlbehalten nach Molenhoek gebracht.
Das Konvergieren der nach Ypern führenden Straßen machte sich jetzt gut bemerkbar. Die Truppen schoben sich in dem verengerten Raum ineinander. Auch hinderte der Bellewaardeteich das III. Bataillon am weiteren Vorgehen.
Das I. Bataillon richtete sich im Kanadierwäldchen ein und nach links bis an den Weg Eksternest–Ypern. Gegen Mittag trat fast völlige Ruhe ein, und die Leute schliefen in den niedrigen Gräben.
Inzwischen waren die Meldungen vom Zurückweichen der Engländer nach hinten gegangen. Die Leitung schloß daraus auf starke feindliche Erschütterung, ein Schluß, der gegenüber Engländern wohl nie richtig gewesen ist. Die Fortsetzung des Angriffes wurde befohlen, und gegen 5 Uhr erreichte dieser Befehl die vordere Linie.
Die Artillerievorbereitung auf eine unerkundete Stellung konnte nicht von Bedeutung sein. Als sich das I. Bataillon zum Sturm erhob, erhielt es von vorn und von halblinks ziemliches Feuer. Die feindlichen Schützen waren aber zunächst nicht zu sehen. Kampflos wurde der vorliegende Hof besetzt und Gutscherhaus genannt, denn von hier aus leitete der Bataillonsführer weiter den Angriff. Die 3. Kompagnie nistete sich in den Wäldchen links davon ein und beobachtete von da jenseits des Wassers englische Maschinengewehrschützen, die aus einem weithin sichtbaren weißen Gebäude, dem Schloß Hooge, schossen und andere, die sich am Ufer des Sees herumtrieben. Diese Engländer wurden mit sichtbarem Erfolge unter Feuer genommen, und die 3. Kompagnie konnte sich über das Gutscherhaus vorstoßend an der vorderen Ecke des Gehölzes festsetzen, das wegen seiner eigentümlichen Form Storchschnabelwäldchen genannt wurde. Rechts hing die 2. Kompagnie noch etwas zurück, da sie offenes Gelände vor sich hatte und starkes Feuer erhielt. Da ersuchte Major Gutscher um weitere Unterstützung. Es wurde ihm die 11. Kompagnie unter Oberleutnant Haffner zur Verfügung gestellt, die sich zunächst nach rechts zog in das Kanadierwäldchen und erst bei Dämmerung über das freie Feld vorkommen konnte, da es unter stärkstem Feuer lag. dann aber drang Oberleutnant Haffner über das I. Bataillon hinaus vor und besetzte den vordersten Rand des Storchschnabelwäldchens, wo er sich eiligst eingrub. Seine Stellung war an diesem und am nächsten Tage nicht beneidenswert, denn er erhielt von allen Seiten, auch vom Rücken her, Feuer und jegliche Verbindung mit ihm war abgeschnitten. Dann aber kamen auch die anderen Kompagnien vor, und es entstand eine zusammenhängende Linie. Am Bahndamm, an einem Haus mit Hecke, lagen die Sachsen, anschließend die 2. Kompagnie, dann fast im rechten Winkel vorgebogen 1. Kompagnie, dann 4., 11. und 3. im Storchschnabelwäldchen, 10. und 9. Kompagnie waren bis zum Gutscherhaus nachgerückt.
So war denn das Reg. 247 am weitesten vorgekommen an der Ypernfront. Seine Stellung hatte sich wie ein Keil in die Linie der Engländer, die im allgemeinen an der Straße Verlorenhoek–Bellewaardeteich lag, aber auf die Bellewaarde-Ferme zurückbog. Das feindliche Artilleriefeuer nahm an Stärke zu, auch ein ganz schweres Kaliber von 28 cm kam dazu; aber die Ziele waren noch unsicher. Der Gegner wußte noch nicht recht, wo wir standen.“




aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924

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