Freitag, 7. Juli 2017

7. Juli 1917


„Die zweite Hälfte des Jahres 1917 brachte eine Steigerung des Ringens, wie es die Welt in diesem Kriege noch nie erlebt hatte. Es handelte sich um die Entscheidung. Lloyd George wollte sie mit allen Mitteln erzwingen. So setzte Ende Juli die gewaltige Flandernschlacht ein, der Kampf um die Unterseebootsbasis gegen den Kanal. Der Einsatz der Entente an Menschen, an Artillerie und Munitionsmassen war beispiellos. Die Furchtbarkeit des Kampfes übertraf die Hölle von Verdun noch um ein beträcht-liches. Dazu kam am 20. und 21. August der ernste Angriff der nach der Frühjahrs-niederlage neu organisierten französischen Armee bei Verdun.
Es war eine Belastung der Westfront, wie sie furchtbarer und schwerer nicht gedacht werden konnte. Die Angriffe kosteten viel Blut, viel Einbuße an Menschen und Material. Und doch konnte die Oberste Heeresleitung von den andern Fronten keine Verstärkung senden; war doch der Riese Rußland noch nicht endgültig geschlagen und lastete der Druck der Italiener schwer auf der Isonzofront (Ende August 1917 die 11. Isonzoschlacht!). Ja, die Oberste Heeresleitung entschloß sich sogar, im Nordosten den Dünaübergang zu wagen, die Inseln Ösel, Moon und Dagö zu nehmen, und so dem russischen Koloß die letzten schweren Streiche zu versetzen. Dazu trat die Notwen-digkeit, die erschöpfte österreichisch-ungarische Armee zu stützen und ihr durch sechs deutsche Stoßdivisionen eine Angriffstruppe zu geben, die in herrlichem Siegeslauf den treulosen Bundesgenossen bis an die Piave zurückwerfen sollte.
So blieb der Westfront nichts anderes übrig, als in der zweiten Hälfte des Jahres 1917 in furchtbarer Entsagung sich auf sich selbst zu stellen und dem feindlichen Massenorkan standzuhalten. Sie hat die Aufgabe glänzend gelöst. An den Brennpunkten wurde der letzte Mann und das letzte Geschütz eingesetzt, an den anderen Frontstrecken die vordere Linie bis aufs äußerste Maß geschwächt. Zu den Nebenkriegsschauplätzen gehörte auch die Vogesen- und Sundgaufront in diesen Monaten. Das Landw.-Inf.-Reg. 123 hatte zur Aufgabe, die „Abwehr des Feindes mit den denkbar geringsten Mitteln und Sicherung der Front“. Mit jedem Artillerie- und Maschinengewehrschuß mußte gespart werden, zugunsten der in Flandern und bei Verdun schwer ringenden Divisi-onen. So war die Art der Kämpfe von Juli bis November 1917 eine vorwiegend infante-ristische; es fanden hauptsächlich Patrouillenkämpfe statt.“

aus: „Württembergisches Landw.-Inf.-Regiment Nr. 123 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

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