„Endlich scheint es am 28. August, als ob ein großer feindlicher Angriff
erfolgen soll. In den französischen Linien herrscht lebhafte Bewegung. Die
Stellung und das in zweiter Linie schanzende I. Bataillon wird heftig von
feindlicher Artillerie beschossen. Rechts und links bei Vauquois und Avocourt
rast das Infanteriefeuer. Schreie und Hornsignale schallen aus den
französischen Gräben herüber, und im Abenddämmer steigen unzählige bunte
Leuchtkugeln auf, ein prächtig schönes Feuerwerk, soweit das Auge reicht. Aber
es erfolgt kein Angriff. Es ist nichts als ein großes französisches
Freudenfeuerwerk zur Feier der rumänischen und italienischen Kriegserklärung.
Nur einmal haben die Maschinengewehre Gelegenheit, auf einen Gegner zu feuern.
Zwei Flieger sind nach kurzem Luftkampf abgestürzt, der eine ist brennend
heruntergefallen, der andere ist in steilem Gleitflug zwischen den
französischen Linien gelandet. Da stürzen die Franzosen aus ihren Gräben
heraus, und wilder Jubel steigt auf, als mancher im Maschinen-gewehrfeuer
draußen liegenbleibt, während die anderen wie der Blitz in den Gräben
verschwinden.
Sonst ereignet sich in der Stellung nichts. Nur aus weiter Ferne funkt der
Gegner heimtückisch herüber, und in seinem Feuer arbeitet man und vegetiert man
dahin in elenden Erdhöhlen mit Schmutz und Ungeziefer behaftet. Aus dem
Soldaten ist ein feldgrauer Arbeiter geworden, der im ständigen Kampf mit
Wasser und Schlamm die stets sich erneuernde Sisyphusarbeit zu leisten hat, ein
über 10 Kilometer langes Grabensystem in Ordnung zu halten. Was man mit
unendlicher Mühe an einem Tage geschafft hat, wird am nächsten Tage durch Feuer
und Regengüsse wieder vernichtet.“
aus:
„Das Württembergische Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 124 im Weltkrieg
1914–1918“, Stuttgart 1920
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